Was ist die Brennwerttechnik überhaupt?Die Brennwerttechnik bezeichnet eine bestimmte Gruppe von Systemen in der Heizungstechnik. Brennwertsysteme sind in der Lage, die Abgase, welche durch Verbrennung von Öl oder Gas entstehen, so weit herunterzukühlen, dass der im Abgas immer vorhandene Wasserdampf kondensiert und dabei die latente Wärme, d.h die Kondensationswärme, freigesetzt wird. Diese Energie wird nun dem System wieder zugeführt. Der Mehrgewinn an Nutzenergie macht bei Ölanlagen theoretisch bis zu 6%, bei Gasanlagen bis zu 11% des Heizwertes aus. Diese Energie entweicht bei den "normalen" Heizungsanlagen ungenutzt aus dem Schornstein. Das Einsparpotential von Brennwertanlagen ist, wie in der Rubrik "Technik" gezeigt wird, jedoch bedeutend größer. Es gibt nun verschiedene Möglichkeiten, die so gewonnene "nicht fühlbare" Wärme dem System wieder zuzuführen. Bei "herkömmlichen" Brennwertsystemen wird das Abgas durch das in die Heizung zurückfließende Wasser bis unter den Taupunkt (Öl: 47°C, Gas: 56°C) abgekühlt. Das hat aber zur Folge, dass dieses Wasser eine tiefere Temperatur haben muss als 47°C bzw. 56°C, ansonsten könnte es das Abgas ja nicht kühlen. Man spricht dabei von der "Abhängigkeit vom Rücklauf". In der Praxis hat sich gezeigt, dass bei solchen Anlagen deshalb der "Rücklauf" nicht wärmer sein darf als ca. 30-40°C (Ölbetrieb). Dies setzt aber auch Grenzen für den "Vorlauf", also das Wasser, das durch die Heizung erwärmt wurde und welches z.B. zu den Heizkörpern oder dem Warmwasserboiler transportiert wird. Mehr als 40-50°C dürfen im allgemeinen nicht überschritten werden, sonst ist das Wasser, wenn es in die Heizung zurückfließt, zu warm, um die Abgase unter den Taupunkt abzukühlen. Dies hat zur Folge, dass diese Systeme zur Warmwassererzeugung (ca. 50°C - 60°C) oder zur Versorgung von Heizkörpern (ca. 60°C - 70°C) den Brennwert-Bereich verlassen müssen. Sollen diese Anlagen dauerhaft kondensieren, so ist deren Anwendung auf den Betrieb an einer Fußbodenheizung beschränkt.
Wo liegt der Unterschied zur Voll-Brennwerttechnik?Vollbrennwertsysteme unterliegen dieser Beschränkung nicht. Bei ihnen werden zwei Wärmetauscher verwendet. Der erste (Stahl) kühlt die Abgase auf bis zu 60°C-70°C herunter, in ihm findet keine Kondensation statt (Neuerdings gibt es auch Voll-Brennwert-Anlagen, die auch im oberen Haupt-Wärmetauscher kondensieren können. Dann muss jedoch Edelstahl verwendet werden, was neue Probleme mit sich bringt). Der Stahl-Wärmetauscher erwärmt im Gegenzug das Wasser von mindestens 55°C (Rücklauf) auf bis zu 80°C (Vorlauf). Es ergeben sich also praktisch keine Einschränkungen nach oben für die Vor- und Rücklauftemperatur wie bei der "konventionellen" Brennwerttechnik (Durch den integrierten Vierwegemischer kann "nach aussen" aber jede beliebige Vor- und Rücklauftemperatur (z.B. auch 40/30°C) gefahren werden). Erst in einem zweiten Kunststoff-Wärmetauscher (wegen des sauren Kondensats bei Ölfeuerung) wird der im Abgas enthaltene Wasserdampf kondensiert. Dazu wird vom Brenner angesaugte Außenluft vor der Verbrennung in diesem zweiten Wärmetauscher im Gegenstromverfahren an den Abgasen vorbeigeführt, wobei diese sich bis auf ca. 50-60°C erwärmt, während sich das Abgas auf ca. 45°C abkühlt (abhängig von Außentemperatur und Brennerleistung). Diese erwärmte Luft wird dem Brenner nun als Zuluft (Verbrennungsluft) zugeführt. Man hat also die Wassererwärmung vom Kondensationsbetrieb unabhängig gemacht. Der Grad der Kondensation hängt nur noch von der Außentemperatur ab. Je kälter es ist, desto kälter ist die angesaugte Außenluft, desto besser kann das System kondensieren. Das ist natürlich ideal, denn gerade im Winter, wo es am kältesten ist, wird am meisten geheizt, also auch am meisten kondensiert! Während also der Nutzungsgrad eines "herkömmlichen" Kessels (z.B. Niedertemperaturkessel) mit abnehmender Außentemperatur fällt, bleibt der Nutzungsgrad einer Voll-Brennwertanlage unvermindert hoch bzw. steigt im Winter sogar noch an! (siehe hierzu die Tabelle auf den Seiten von Jürgen Möller, Heizungsfachmann) Diesen Fortschritt gegenüber den "herkömmlichen" Brennwertsystemen hat man mit dem Namen "Voll-Brennwerttechnik" versehen. Somit bezeichnet das Wörtchen "Voll" nicht ein anderes physikalisches Prinzip, was hier genutzt würde, sondern die verbesserte technische Umsetzung bei der Nutzung von Kondensationswärme, also eine verbesserte Anlagentechnik. "Voll-..." bedeutet jedoch nicht, dass immer die volle Menge Wasser auskondensiert. Wegen der Konstruktion hängt der Kondensationsgrad der Anlagen von der Außentemperatur ab (siehe Rubrik Technik). Deshalb wird im Sommer weniger als im Winter kondensiert. Jedoch wird erfahrungsgemäß der Kondensationsbereich nie ganz verlassen, selbst bei Außentemperaturen, wie sie sich im Sommer einstellen. Ausserdem ist der Heizbedarf im Sommer minimal, so dass dies im Jahresdurchschnitt kaum ins Gewicht fällt.
Wann ist diese Technik für Sie interessant?Vor allem dann, wenn Sie Ihre alte Heizungsanlage (im Altbau) gegen
eine neue
Öl- oder Gasheizung auswechseln und auch bei Heizkörper- und
Warmwasserbetrieb höchste Effizienz bei der Wärmeerzeugung
verlangen. Vorteil: Bei diesem System können Sie im Brennwertbereich
heizen, ohne dass sie auf niedrige Rücklauftemperaturen angewiesen sind.
Außerdem brauchen Sie Ihre Heizflächen nicht zu vergrößern. Durch die Kondensation wird die Emission von Schwefeldioxid und Stickoxiden (mitverantwortlich für den sauren Regen) erheblich reduziert. Der Schwefel befindet sich nun zum großen Teil im Kondensat und wird in einer Granulatbox aus Magnesiumhydroxid neutralisiert. Durch den MAN-Raketenbrenner bzw. den Scheer-Blaubrenner (Ölbetrieb) arbeitet dieses System rußfrei und emissionsarm. Deshalb wurde das ganze System mit dem "blauen Engel" und in punkto Energieausnutzung mit 4 Sternen, der höchsten Bewertung, ausgezeichnet. Bei dieser Technik handelt es sich um eine der umweltfreundlichsten und sparsamsten Methoden der Welt, aus Öl oder Gas Wärmeenergie auf einem Temperaturniveau von 60°C bis 80°C (Vorlauf) bereitzustellen Natürlich ist dieses System etwas teurer als die herkömmliche Heiztechnik (s. hierzu das FAQ). Bei dem jetzigen Heizölpreis von derzeit ca. 45 Cent/l amortisiert sich der finanzielle Mehraufwand sogar innerhalb der Garantiezeit der Anlage. Aber schon ab der ersten Sekunde entlastet man die Umwelt durch geringere Emissionen von Kohlendioxid, Schwefeldioxid und anderen Stoffen. Wenn das nicht überzeugend ist...
Weitere Fragen und Antworten finden Sie in der Rubrik FAQ !
|